Die besten Goethe-Zitate

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Aberglaube

Der Aberglaube
ist die Poesie des Lebens;
deswegen schadets dem Dichter nicht
abergläubisch zu sein.
(3200)

Alter

Wer in einem gewissen Alter frühere
Jugendwünsche und Hoffnungen
realisieren will, betrügt sich immer:
denn jedes Jahrzehnt des Menschen hat
sein eigenes Glück, seine eigenen
Hoffnungen und Aussichten.
(4113)

Überhaupt werden Sie finden,
daß im mittleren Leben eines Menschen
häufig eine Wendung eintritt,
und daß, wie ihn in seiner Jugend alles
begünstigte und alles ihm glückte,
nun mit einemmal alles ganz anders wird,
und ein Unfall und ein Mißgeschick
sich auf das andere häuft.
(3426)

Ich bin alt genug, um Ruhe zu wünschen.
(3184)

Man meint immer, man müsse alt werden, um gescheit zu sein;
im Grunde aber hat man bei zunehmenden Jahren zu tun,
sich so klug zu erhalten, als man gewesen ist.
(3979)

Man darf nur alt werden,
um milder zu sein;
ich sehe keinen Fehler begehen,
den ich nicht auch begangen hätte.
(3402)

Arbeit

Es ist nicht gut, daß der Mensch alleine sei,
und besonders nicht, daß er alleine arbeite;
vielmehr bedarf er der Teilnahme und Anregung,
wenn etwas gelingen soll.
(3165)

Augenblick

Doch der den Augenblick ergreift
Das ist der rechte Mann.
(3032)

Bildung

… daß es die Art aller der Menschen sei,
denen an ihrer innern Bildung viel gelegen ist,
daß sie die äußeren Verhältnisse ganz
und gar vernachlässigen.
(3401)

Bücher

Gewisse Bücher scheinen geschrieben zu sein,
nicht damit man daraus lerne,
sondern damit man wisse,
daß der Verfasser etwas gewußt hat.
(3114)

Depressionen

Man muß nur immer sorgen, erregt zu werden,
um gegen die Depression anzukämpfen.
Das ist auch bei jetziger deprimierender Witterung
der beste medizinische Rat.
(3406)

Durchhalten

Beharre, wo du stehst! —
Maxime, notwendiger als je, indem
einerseits die Menschen in große Parteien
gerissen werden,
sodann aber auch jeder Einzelne
nach individueller Einsicht und
Vermögen sich geltend machen will.
(3428)

Es bleibt uns nun einmal nichts übrig,
als auf dem einmal eingeschlagenen
Wege fortzugehen …
Ich nutze meine Tage, so gut ich kann,
und setze wenigstens immer
einige Steine im Brette vorwärts.
(4833)

Entscheidungen

Wie schwer ist es,
daß der Mensch recht abwäge,
was man aufopfern muß
gegen das, was zu gewinnen ist!
(3195)

Erfahrung

… daß die Erfahrung nichts anderes sei,
als daß man erfährt,
was man nicht zu erfahren wünscht,
worauf es wenigstens in dieser Welt
meistens hinausläuft.
(3220)

Exzellentes

Selten wird das Treffliche gefunden,
seltener geschätzt.
(3205)

Festgefahren

Ein Zustand, der alle Tage
neuen Verdruß zuzieht,
ist nicht der rechte.
(3982)

Wenn etwas ins Stocken gerät,
so weiß man immer nicht,
ob die Schuld an uns
oder an der Sache liegt.
(3145)

Freiheit

Niemand ist mehr Sklave,
als der sich für frei hält,
ohne es zu sein.
(4732)

Die meisten verarbeiten den größten Teil der Zeit, um zu leben,
und das bißchen, das ihnen von Freiheit übrig bleibt,
ängstigt sie so, daß sie alle Mittel aufsuchen,
um’s los zu werden.
(3056)

Gefühle

Sei gefühllos!
Ein leichtbewegtes Herz
ist ein elend Gut
auf der wankenden Erde.
(3409)

Geld

Nach Golde drängt,
Am Golde hängt
Doch alles.
(3187)

Genie

Doch wie wollte die Gottheit
überall Wunder zu tun Gelegenheit finden,
wenn sie es nicht zuweilen
in außerordentlichen Individuen versuchte,
die wir anstaunen und nicht begreifen,
woher sie kommen!
(3413)

Es ist betrübend, wenn man sieht,
wie ein so außerordentlich begabter Mensch
sich mit philosophischen Denkweisen herumquälte,
die ihm nichts helfen konnten.
-Goethe über Schiller
(3412)

Es ist traurig anzusehen, wie ein außerordentlicher
Mensch sich gar oft mit sich selbst, seinen Umständen,
seiner Zeit herumwürgt, ohne auf einen grünen Zweig
zu kommen. …
(3201)

Geschichte

Geschichte schreiben ist eine Art,
sich das Vergangene
vom Halse zu schaffen.
(3157)

Glück

Das Glück fängt an, launisch mit mir zu werden.
(3429)

Größe

Ich lese von Molière alle Jahr einige Stücke,
so wie ich auch von Zeit zu Zeit die Kupfer nach
den großen italienischen Meistern betrachte.
Denn wir kleinen Menschen sind nicht fähig,
die Größe solcher Dinge in uns zu bewahren,
und wir müssen daher von Zeit zu Zeit immer
dahin zurückkehren, um solche Eindrücke
in uns anzufrischen.
(3419)

Ein großer Gelehrter ist selten ein großer Philosoph …
(4822)

Ich bin mehr als einmal trunken gewesen,
meine Leidenschaften waren nie weit
vom Wahnsinn, und beides reut mich nicht:
denn ich habe in meinem Maße begreifen lernen,
wie man alle außerordentlichen Menschen,
die etwas Großes, etwas Unmöglichscheinendes
wirkten, von jeher für Trunkene und Wahnsinnige
ausschreien mußte.
(3981)

Alles Große und Gescheite existiert in der Minorität.
(3171)

Illusionen

Gar oft im Laufe des Lebens, mitten in der größten
Sicherheit des Wandels bemerken wir auf einmal,
daß wir in einem Irrtum befangen sind,
daß wir uns für Personen, für Gegenstände einnehmen ließen,
ein Verhältnis zu ihnen erträumten, das dem erwachten
Auge sogleich verschwindet;
und doch können wir uns nicht losreißen,
eine Macht hält uns fest, die uns unbegreiflich scheint.
(3188)

Irrtum

Man muß seine Irrtümer teuer bezahlen,
wenn man sie loswerden will,
und dann hat man noch von Glück zu sagen.
(3405)

… daß ein Irrtum so gut als ein Wahres zur
Tätigkeit bewegen und antreiben kann.
Weil nun die Tat überall entscheidend ist,
so kann aus einem tätigen Irrtum etwas
Treffliches entstehen …
(3193)

Jugend

In der Jugend traut man sich zu,
daß man den Menschen Paläste bauen könne
und wenn’s um und an kömmt,
so hat man alle Hände voll zu tun,
um ihren Mist beiseite bringen zu können.
(3170)

Konsequenzen

Alles, was wir tun, hat eine Folge.
Aber das Kluge und Rechte bringt nicht immer etwas Günstiges,
und das Verkehrte nicht immer etwas Ungünstiges hervor,
vielmehr wirkt es oftmals ganz im Gegenteil. …
Weltmenschen, welche dieses wissen, sieht man daher
mit einer großen Frechheit und Dreistigkeit zu Werke gehen.
(3222)

Kreativität

Das Erfinden aus der Luft war nie meine Sache;
ich habe die Welt stets für genialer gehalten
als mein Genie.
(3059)

Künstler

Des echten Künstlers Lehre
schließt den Sinn auf;
denn wo die Worte fehlen,
spricht die Tat.
(3218)

Das echte, wahrhaft große Talent aber findet sein
höchstes Glück in der Ausführung. …
Geringeren Talenten genügt nicht die Kunst als solche;
sie haben während der Ausführung immer nur
den Gewinn vor Augen, den sie durch ein fertiges Werk zu
erreichen hoffen.
(3291)

Leben

Das wirkliche Leben verliert oft dergestalt seinen Glanz,
daß man es manchmal mit dem Firnis der Fiktion
wieder auffrischen muß.
(3421)

Man muß oft etwas Tolles unternehmen,
um nur wieder eine Zeitlang leben zu können.
(3186)

Das Leben, so gemein es aussieht, so leicht
es sich mit dem Gewöhnlichen, Alltäglichen
zu befriedigen scheint, hegt und pflegt
doch immer gewisse höhere Forderungen
im stillen fort und sieht sich nach Mitteln
um, sie zu befriedigen.
(3051)

… wer kann aber auf sein vergangenes
Leben zurückblicken, ohne gewissermaßen
irre zu werden,
da er meistens finden wird,
daß sein Wollen richtig, sein Tun falsch,
sein Begehren tadelhaft und sein Erlangen
dennoch erwünscht gewesen?
(3144)

Leidenschaft

[Über sein Gedicht “Elegie”]
Sie sehen das Produkt eines höchst
leidenschaftlichen Zustandes.
Als ich darin befangen war, hätte ich
ihn um alles in der Welt nicht entbehren mögen,
und jetzt möchte ich um keinen Preis wieder hineingeraten.
(3146)

Große Leidenschaften sind Krankheiten ohne Hoffnung.
Was sie heilen könnte,
macht sie erst recht gefährlich.
(3172)

Lesen

Man liest viel zu viel geringe Sachen,
womit man die Zeit verdirbt
und wovon man weiter nichts hat.
Man sollte eigentlich immer nur das lesen,
was man bewundert …
(3039)

Liebe

Ein Blick von dir, ein Wort mehr unterhält
Als alle Weisheit dieser Welt.
(3192)

Himmelhoch jauchzend,
Zum Tode betrübt –
Glücklich allein
Ist die Seele, die liebt.
(3191)

Mehrheit

Nichts ist widerwärtiger als die Majorität;
denn sie besteht aus wenigen kräftigen Vorgängern,
aus Schelmen, die sich akkommodieren,
aus Schwachen, die sich assimilieren,
und der Masse, die nachtrollt,
ohne nur im mindesten zu wissen, was sie will.
(3427)

Meinung

Ich schweige zu vielem still;
denn ich mag die Menschen nicht irre machen
und bin wohl zufrieden, wenn sie sich freuen
da, wo ich mich ärgere.
(3420)

Wenn ich die Meinung eines andern anhören soll,
so muß sie positiv ausgesprochen werden.
Problematisches hab ich in mir selbst genug.
(3414)

Mensch

Übrigens aber ist der Mensch ein dunkles Wesen,
er weiß nicht, woher er kommt noch wohin er geht,
er weiß wenig von der Welt
und am wenigsten von sich selber.
Ich kenne mich auch nicht,
und Gott soll mich auch davor behüten.
(3410)

Daß die Kinder nicht wissen, warum sie wollen,
darin sind alle hochgelahrte Schul- und Hofmeister einig;
daß aber auch Erwachsene, gleich Kindern,
auf diesem Erdboden herumtaumeln,
gleich wie jene nicht wissen,
woher sie kommen und wohin sie gehen,
ebenso wenig nach wahren Zwecken handeln,
ebenso durch Biskuit und Kuchen und
Birkenreiser regiert werden:
das will niemand gern glauben, und mich dünkt,
man kann’s mit Händen greifen.
(3202)

Mittelmässigkeit

Es gibt keinen größern Trost
für die Mittelmäßigkeit,
als daß das Genie nicht unsterblich sei.
(4821)

Philosophie

Wir sind Sensualisten, so lange wir Kinder sind;
Idealisten, wenn wir lieben und in den geliebten
Gegenstand Eigenschaften legen, die nicht
eigentlich darin sind. Die Liebe wankt, wir
zweifeln an der Treue und sind Skeptiker ehe
wir es glaubten.
Der Rest des Lebens ist gleichgültig, wir lassen
es gehen, wie es will, und endigen mit dem
Quietismus, wie die indischen Philosophen auch.
(4316)

Poesie

Vielmehr bin ich der Meinung:
je inkommensurabler und für den
Verstand unfaßlicher eine
poetische Produktion, desto besser.
(4820)

Produktivität

Mein Rat ist daher, nichts zu forcieren
und alle unproduktiven Tage und Stunden
lieber zu vertändeln und zu verschlafen,
als in solchen Tagen etwas machen zu wollen,
woran man später keine Freude hat.
(3164)

Rat

… wenn man eine Weile in der Welt gesehen hat,
wie die gescheitesten Dinge mißlingen und das
Absurdeste oft zu einem glücklichen Ziele führt,
so kommt man wohl davon zurück,
jemandem einen Rat erteilen zu wollen.
(3185)

Schicksal

… so gewohnt bin ich, mich vom Schicksale leiten zu
lassen, daß ich gar keine Hast mehr in mir spüre;
nur manchmal dämmern leise Träume von Sorglichkeit
wieder auf, die werden aber auch schwinden.
(3212)

Es ist manchmal, als wenn das, was wir Schicksal nennen,
gerade an guten und verständigen Menschen seine
Tücken ausübte, da es so viele Narren und Bösewichter
ganz bequem hinschlendern läßt.
(4201)

Es sind gewisse Dinge, die sich das Schicksal hartnäckig
vornimmt.
Vergebens, daß Vernunft und Tugend,
Pflicht und alles Heilige sich ihm in den Weg stellen:
es soll etwas geschehen, was ihm recht ist,
was uns nicht recht scheint;
und so greift es zuletzt durch,
wir mögen uns gebärden, wie wir wollen.
(3117)

Schönheit

Schönheit und Geist
muß man entfernen,
wenn man nicht
ihr Knecht werden will.
(3424)

… Geist und Sinne stumpfen sich so leicht
gegen die Eindrücke des Schönen und
Vollkommenen ab,
daß man die Fähigkeit, es zu empfinden,
bei sich auf alle Weise erhalten sollte.
(3199)

Das Schöne ist eine Manifestation
geheimer Naturgesetze,
die uns ohne dessen Erscheinung
ewig wären verborgen geblieben.
(4202)

Schreiben

Meine Sachen können nicht populär werden;
wer daran denkt und dafür strebt, ist in einem Irrtum.
Sie sind nicht für die Masse geschrieben,
sondern nur für einzelne Menschen,
die etwas Ähnliches wollen und suchen,
und die in ähnlichen Richtungen begriffen sind.
(3216)

Die Worte sind gut,
sie sind aber nicht das Beste.
Das Beste
wird nicht deutlich durch Worte.
(3217)

Um Prosa zu schreiben, muß man etwas zu sagen haben;
wer aber nichts zu sagen hat,
der kann doch Verse und Reime machen,
wo denn ein Wort das andere gibt
und zuletzt etwas herauskommt, das zwar nichts ist
aber doch aussieht, als wäre es was.
(4733)

… du forderst ein wunderlich Ding,
ich soll schreiben, wenn ich nicht fühle,
soll Milch geben, ohne geboren zu haben.
(3972)

Schriftsteller, Dichter

Muß doch der Dichter … bekennen,
daß sein Zustand durchaus einen Wachschlaf darstelle,
und im Grunde leugne ich nicht,
daß mir gar manches traumartig vorkommt.
(3408)

Die größte Achtung, die ein Autor für sein Publikum haben kann,
ist, daß er niemals bringt, was man erwartet,
sondern was er selbst auf der jedesmaligen Stufe eigner
und fremder Bildung für recht und nützlich hält.
(3158)

Das ganze Schriftsteller- und Rezensentenwesen
ist doch immer nur dem fabelhaften Geisterstreite gleich,
wo die gebeinlosen Heroen sich zur Luft in der Mitte
voneinander hauen, und alle sogleich wieder hergestellt
sich mit Vater Odin wieder zu Tische setzen.
(3211)

Selbsterkenntnis

Sage mir, mit wem du umgehst, so sage ich dir, wer du bist;
weiß ich, womit du dich beschäftigst,
so weiß ich, was aus dir werden kann.
(3430)

Denn gewöhnlich wehrt sich der Mensch so lange, als er kann,
den Toren, den er im Busen hegt, zu verabschieden,
einen Hauptirrtum zu bekennen
und eine Wahrheit einzugestehen,
die ihn zur Verzweiflung bringt.
(3208)

Handle besonnen, ist die praktische Seite von:
Erkenne dich selbst.
Beides darf weder als Gesetz noch als Forderung betrachtet werden;
es ist aufgestellt wie das Schwarze der Scheibe,
das man immer auf dem Korn haben muß,
wenn man es auch nicht immer trifft.
(3196)

Wir sind unsere eigenen Teufel,
wir vertreiben uns
aus unserem Paradiese.
(3213)

Ich bin zu alt, um nur zu spielen,
Zu jung, um ohne Wunsch zu sein.
(3183)

Man ist niemals imstande,
dem Freunde das von sich zu schreiben,
was ihm am interessantesten war,
weil man eigentlich selbst nicht weiß,
was an einem interessant ist.
(3987)

Shakespeare

Shakespeare, mein Freund,
wenn du noch unter uns wärest,
ich könnte nirgend leben als mit dir…
(3404)

[Shakespeares] Stücke
drehen sich alle um den geheimen Punkt …,
in dem das Eigentümliche unsres Ichs,
die prätendierte Freiheit unsres Wollens,
mit dem notwendigen Gang des Ganzen zusammenstößt.
(3403)

Shakespeares Theater ist ein schöner Raritätenkasten,
in dem die Geschichte der Welt vor unsern Augen
an dem unsichtbaren Faden der Zeit vorbeiwallt.
(3221)

Sorge

Die Sorge nistet gleich im tiefen Herzen,
Dort wirket sie geheime Schmerzen,
Unruhig wiegt sie sich und störet Lust und Ruh;
Sie deckt sich stets mit neuen Masken zu,
Sie mag als Haus und Hof, als Weib und Kind erscheinen,
Als Feuer, Wasser, Dolch und Gift;
Du bebst vor allem, was nicht trifft,
Und was du nie verlierst, das mußt du stets beweinen.
(3204)

Am Morgen sind wir am klügsten,
aber auch am sorglichsten;
denn auch die Sorge ist eine Klugheit,
wiewohl nur eine passive.
Die Dummheit weiß von keiner Sorge.
(3979)

Tagtägliches

Man sollte alle Tage
wenigstens ein kleines Lied hören,
ein gutes Gedicht lesen,
ein treffliches Gemälde sehen
und, wenn es möglich zu machen wäre,
einige vernünftige Worte sprechen.
(3031)

Tat

Mancher klopft mit dem Hammer an der Wand herum
und glaubt, er treffe jedesmal den Nagel auf den Kopf.
(3209)

Handeln ist leicht, Denken schwer;
nach dem Gedachten handeln unbequem.
(3198)

Theorie

Grau, teurer Freund, ist alle Theorie,
Und grün des Lebens goldner Baum.
(4114)

Tod

Der Tod ist doch etwas so Seltsames, daß man ihn,
unerachtet aller Erfahrung,
bei einem uns teuren Gegenstande nicht für möglich hält
und er immer als etwas Unglaubliches und Unerwartetes eintritt.
Er ist gewissermaßen eine Unmöglichkeit,
die plötzlich zur Wirklichkeit wird.
(3206)

Überzeugungen

Auf alle Fälle sind wir genötigt, unser Jahrhundert zu vergessen,
wenn wir nach unserer Überzeugung arbeiten wollen.
(3173)

Unwissenheit

Es ist nichts schrecklicher
als eine tätige Unwissenheit.
(3418)

Wahrheit

Die Menge, die Majorität ist notwendig immer absurd und verkehrt;
denn sie ist bequem,
und das Falsche ist stets viel bequemer als die Wahrheit.
Letztere will ernst erforscht und rücksichtslos angeschaut
und angewendet sein.
Das Falsche aber schmiegt sich an jede träge,
bequeme oder törichte Individualität an,
ist wie ein Firniß,
mit dem man leicht alles übertüncht.
(3217)

Die Wahrheit widerspricht unserer Natur, der Irrtum nicht,
und zwar aus einem sehr einfachen Grunde:
die Wahrheit fordert,
daß wir uns für beschränkt erkennen sollen,
der Irrtum schmeichelt uns,
wir seien auf ein- oder die andere Weise unbegrenzt.
(3215)

… man muß das Wahre immer wiederholen,
weil auch der Irrtum um uns her immer wieder
gepredigt wird, und zwar nicht von einzelnen,
sondern von der Masse.
In Zeitungen und Enzyklopädien,
auf Schulen und Universitäten,
überall ist der Irrtum oben auf,
und es ist ihm wohl und behaglich,
im Gefühl der Majorität, die auf seiner Seite ist.
(3197)

Was möglich ist

Wir hoffen immer, und in allen Dingen
Ist besser hoffen als verzweifeln. Denn
Wer kann das Mögliche berechnen?
(3425)

… es werde dadurch das Möglichste erstrebt,
daß man das Unmögliche postuliere.
(5001)

Was zählt

Da in den irdischen Dingen
so viel vorübergeht,
so muß man festhalten
an dem Bleibenden…
(3219)

Die Tat ist alles,
nichts der Ruhm.
(5000)

Wenn man einmal weiß,
worauf alles ankommt,
hört man auf gesprächig zu sein.
(3058)

Welt

Denkt man sich bei deprimierter Stimmung recht
tief in das Elend unserer Zeit hinein,
so kommt es einem oft vor,
als wäre die Welt nach und nach zum jüngsten Tage reif.
Und das Übel häuft sich von Generation zu Generation!
Denn nicht genug,
daß wir an den Sünden unserer Väter zu leiden haben,
sondern wir überliefern auch diese geerbten Gebrechen,
mit unseren eigenen vermehrt, unsern Nachkommen.
(3417)

Ich habe keinen Glauben an die Welt
und habe verzweifeln gelernt.
(3190)

Die Welt ist eine Glocke,
die einen Riß hat:
sie klappert, aber klingt nicht.
(3980)

Welt des Wahns

Wie in Rom außer den Römern
noch ein Volk von Statuen war,
so ist außer dieser realen Welt
noch eine Welt des Wahns,
viel mächtiger beinahe,
in der die meisten leben.
(3203)

Welt und wir

Denn wie man wohl den Entschluß faßt,
Soldat zu werden und in den Krieg zu gehen,
sich auch mutig vorsetzt,
Gefahr und Beschwerlichkeiten zu ertragen,
sowie auch Wunden und Schmerzen,
ja den Tod zu erdulden,
aber sich dabei keineswegs die besonderen Fälle vorstellt,
unter welchen diese im allgemeinen erwarteten
Übel uns äußerst unangenehm überraschen können:
so ergeht es einem jeden, der sich in die Welt wagt …
(3415)

… der Boden schwankt überall,
und im Sturm ist es ziemlich gleich,
auf welchem Schiff der Flotte man sich befindet.
(3407)

Es ist eine große Torheit, zu verlangen,
daß die Menschen zu uns harmonieren sollen.
Ich habe es nie getan.
Ich habe einen Menschen immer nur als
ein für sich bestehendes Individuum angesehen,
das ich zu erforschen und
das ich in seiner Eigentümlichkeit kennen zu lernen trachtete,
wovon ich aber durchaus keine weitere Sympathie verlangte.
(4614)

Man weicht der Welt nicht sicherer aus als durch die Kunst,
und man verknüpft sich nicht sicherer mit ihr als durch die Kunst.
(3116)

Man kann die Erfahrung nicht früh genug machen,
wie entbehrlich man in der Welt ist.
(3115)

Es ist vergebens, in dieser Welt nach eigenem Willen zu streben.
Was ich festzuhalten wünschte, muß ich fahren lassen,
und eine unverdiente Wohltat drängt sich mir auf.
(3163)

Wissen

0 glücklich, wer noch hoffen kann,
Aus diesem Meer des Irrtums aufzutauchen!
Was man nicht weiß, das eben brauchte man,
Und was man weiß, kann man nicht brauchen.
(4871)

Zeit

… bleibt uns nur das Ewige
jeden Augenblick gegenwärtig,
so leiden wir nicht
an der vergänglichen Zeit.
(3423)

Die Gedanken kommen wieder,
die Überzeugungen pflanzen sich fort;
die Zustände gehen unwiederbringlich
vorüber.
(3422)

… ganz allein durch Aufklärung der Vergangenheit
läßt sich die Gegenwart begreifen.
(3416)

Tiefe Gemüter sind genötigt,
in der Vergangenheit
so wie in der Zukunft zu leben.
(3411)

Der Tag läuft weg wie das Leben,
man tut nichts
und weiß doch nicht,
wo die Zeit hinkommt.
(3207)

Die Kunst ist lang,
das Leben kurz,
das Urteil schwierig,
die Gelegenheit flüchtig.
(3194)

Ach in der Ferne zeigt sich alles reiner,
Was in der Gegenwart uns nur verwirrt.
(3189)

Die Tage und Jahre fliehen mit einer so reißenden
Lebhaftigkeit, daß man sich kaum besinnen kann,
und bergab scheint es noch immer schneller zu gehen.
(3182)

Zeitverkürzend ist immer die Nähe der Geliebten.
(3057)